Um STM-Bilder zu simulieren, muß zu jedem gewünschten Bildpunkt an dem zugehörigen Ort der Probenoberfläche der Tunnelstrom berechnet werden.
Zu Beginn der Suche nach den Mechanismen, die für die Kontrastinversion
verantwortlich sind, wurde die Probenoberfläche durch eine zweidimensionale Fläche
repräsentiert, auf der als hexagonales Gitter Kreisscheiben angeordnet sind,
auf denen die Tunnelwahrscheinlichkeit den Wert 1 annimmt und sonst
verschwindet. Der wesentliche Parameter für eine solche Modelloberfläche ist das
Verhältnis vom Kreisradius zur Gitterkonstanten = r/g. Abbildung 4.1
Die Tunnelspitze wird ebenfalls durch eine zweiparametrige Funktion,
nämlich (x,y), dargestellt, deren Wert auf einer Kreisscheibe mit dem
Radius R und dem Mittelpunkt bei x = 0, y = 0 eins annimmt und sonst
Null.
Der Tunnelstrom I(xS,yS) —wobei die Koordinaten xS,yS sich auf den
Mittelpunkt der Spitzenscheibe beziehen— sei nun proportional zur Fläche unter
der Spitzenscheibe, auf der = 1 gilt, wenn man die Ebene, die die Spitze
repräsentiert, über die Probenfläche legt, und damit zur Korrelationsfunktion
![]() | (4.1) |
Abbildung 4.2
Für größer werdende Verhältnisse R/g ändert sich der Bildcharakter: in bestimmten Wertebereichen für R/g erhält man Kontrastinversion: an den Positionen der ursprünglichen Helligkeitsmaxima auf der Modelloberfläche erscheinen in der generierten Tunnelstromverteilung nun Minima. Die Abbildung 4.2b zeigt genau diesen Effekt.1 Er kommt dadurch zustande, daß die Überlappung der Spitzenscheibe mit den Oberflächenkreisen zwischen den Gitterpunkten wegen mehrerer beteiligter Leitfähigkeitsmaxima größer als genau über einem Gitterpunkt ist, wo nur ein Leitfähigkeitsmaximum zur Korrelation und damit zum Strom beitragen kann.
Mittels dieses äußerst einfachen Modells ist es also bereits gelungen, ein anschauliches Verständnis von einem möglichen Mechanismus zur Entstehung der Kontrastinversion zu erhalten.
Welche Bedeutung hat jedoch die Spitzenscheibe? Und darf man die Oberfläche überhaupt so annähern? Bedenken könnten nicht nur darin liegen, Atome durch Kreisscheiben zu ersetzen, sondern auch in der Methode den Tunnelstrom zu berechnen, was hier durch die Korrelationsfunktion 4.1 geschieht.
Durch diese Fragen motiviert hat M. Epple in [18] ein weiteres Modell vorgestellt. Dieses soll vor allen Dingen auch dem Einfluß des Abstands zwischen Nadel und Oberfläche gerecht werden, der hier ja noch völlig fehlte.